E-Bike Typologie – Von Pedelecs und E-Bikes

Der Begriff E-Bike hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch – bei Journalisten, Händlern und der interessierten Kundschaft  – zum Oberbegriff über alle Elektrofahrräder entwickelt – für die schnellen S-Pedelecs mit elektrischer Unterstützung bis 45km/h ebenso wie für die Pedelecs mit Unterstützung bis 25 km/h.

Das Charakteristische am E-Bike wäre damit, dass der Elektromotor den Fahrer / die Fahrerin nur dann unterstützt, wenn dieser / diese selbst Kraft auf die Pedale ausübt.

„Sich fahren lassen“ funktioniert bei diesen E-Bikes im umgangssprachlichen Sinn (Pedelecs und S-Pedelecs) also nur abwärts …

Allerdings: Rechtlich sieht es anders aus! Da sind E-Bikes nämlich keine Pedelecs, sondern Mofas … Also Vorsicht bei Verträgen, Versicherungen und bei schnellem Kaufimpuls …

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Die aktuelle Begriffslage rund um’s E-Bike

Hier eine Einordnung, wie sich die Begriffslage momentan darstellt – ohne rechtliche Verbindlichkeit :-):

Pedelecs (umgangssprachlich zunehmend als E-Bikes bezeichnet)

  • dürfen in Deutschland bis 25 km/h unterstützen, Nenn-Dauer-Motorleistung bis 250 Watt
  • können ohne Führerschein und ohne Fahrzeug-Haftpflichtversicherung gefahren werden
  • fahren ohne Helm erlaubt, aber Versicherungen könnten eine Mitschuld bei schweren Verletzungen behaupten
  • Fahrradweg-Pflicht, wenn vorhanden (blaues Radweg-Schild bzw. Rad-/Gehweg-Schild).
  • machen in D etwa 95 Prozent der verkauften elektrisch unterstützten Zweiräder aus

S-Pedelecs (umgangssprachlich oft als Schnelle E-Bikes bezeichnet)

  • dürfen in Deutschland bis 45km/h Geschwindigkeit unterstützen, Dauer-Motorleistung bis 500 Watt
  • Kennzeichen mit Haftpflichtversicherung und Fahrradhelm sind erforderlich
  • Der Mofa-Führerschein reicht nicht! Nötig ist Klasse AM, Mindestalter dafür: 16 Jahre
  • dürfen in der Regel nicht auf Radwege und Radstraßen, soweit diese nicht ausdrücklich dafür freigegeben sind

E-Bikes (im engeren Sinn und im rechtlichen Sprachgebrauch)

  • die Motorunterstützung erfolgt durch Gasgeben, unabhängig vom Treten des Fahrers
  • bis 20 km/h sind sie rechtlich Mofas, bis 25 km/h sind sie Leichtmofas und werden wie die entsprechenden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor behandelt
  • sind bei Unterstützung bis 20 km/h wegen der geringen Geschwindigkeit von der Helmpflicht für Krafträder befreit
  • sind bei Unterstützung bis 25 km/h NICHT von der Helmpflicht („geeigneter Helm“) befreit
  • erfordern mindestens eine Mofaprüfung für Fahrer, die nach dem 31.03.65 geboren wurden
  • ein Versicherungskennzeichen ist Pflicht

Die Evolution der verschiedenen E-Bike-Typen und -bezeichnungen beschleunigt sich. Wöchentlich werden neue Modelle vorgestellt, Nischen getestet und Zielgruppen (Kinder!) ausgemacht. Deshalb erhebt die folgende Auflistung von E-Bike-Typen auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wir freuen uns über Kritik und weitere Anregungen.

Wer hat eigentlich das Wort Pedelec erfunden? Das war die damalige Studentin Susanne Brüsch in ihrer Dissertation „Pedelecs – Fahrzeuge der Zukunft“ – im Jahr 1999. Wie es dazu kam und welche Art von E-Bike sie auf ihren Reisen am liebsten fährt (hier geht es auch um S-Pedelecs) erzählt sie mir ganz persönlich im Interview.

Marktdaten zu den E-Bike-Typen – 2017

Laut Daten des Zweirad-Industrie-Verbands (Quelle) teilte sich der Verkauf von E-Bikes in die verschiedenen Typen im Jahr 2017 wie folgt auf:

  • E-City-/Urban 38,5%,
  • E-Trekking 35,5%,
  • E-MTB 21,5%,
  • E-Lastenräder 3%,
  • schnelle E-Bikes 1%
  • Sonstige mit 0,5%.

Hier nun unsere kleine E-Bike-Typologie:


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Quelle/Source: www.winora.de | pd-f

City-E-Bike:
Meist mit tiefem Einstieg, meist mit Beleuchtung, Gepäckträger, Straßenreifen, Schutzbleche … StVZO zugelassen. Ist ein „Tiefeinsteiger“ ein Damenfahrrad? Nein, denn jetzt heißt das auch „Easy Entry“ und damit werden die Herren nicht mehr ausgeschlossen. Die meisten Modelle bis 25 km/h elektrisch unterstützt. Meist Mittelmotor, meist Nabenschaltung, in letzter Zeit auch mit leichteren Ausführungen mit Hinterrad-Nabenmotoren. Akku oft in den Gepäckträger integriert. Eignung für Asphalt, weniger für kiesige oder weichere Wege. Biotop: Stadt.

Bild: City-E-Bike Coboc SEVEN Kallio (unser Fahrbericht zum besonders leichten E-Bike Tiefeinsteiger).


Coboc Kallio City-E-Bike
Coboc Kallio City-E-Bike

Quelle: Ebikespass.de

Urban Bike:
Varianten der City-Bikes mit mehr Style und/oder anspruchsvollerer Technik. Überwiegend mit klassischem Rahmen (Diamant-Rahmen). Meist Mittelmotor. Nabenschaltung (manche Modelle stufenlos) oder Kettenschaltung. Ein paar Modelle auch mit breiteren Reifen statt Federgabel. Tendenziell auch für Touren geeignet. Im Bild das City-E-Bike Coboc Kallio (unser Test zum Coboc Kallio) mit Hinterrad-Nabenmotor.
Biotop: Stadtrand.

Bild: Coboc Kallio – Copyright: Ebikespass.de


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Quelle/Source: www.haibike.de | pd-f

Touren-Bike, Trekking E-Bike, E-Gravel-Bike:
Meist mit klassischem Rahmen (Diamant-Rahmen), StVZO zugelassen, Beleuchtung, Gepäckträger, meist geländegeeignete Bereifung, i.d.R. schmalere Reifen als die E-MTBs. Die meisten Modelle bis 25 km/h elektrisch unterstützt. Meist Mittelmotor, Kettenschaltung. Eignung für Asphalt, auch für leichtes Gelände – etwa Feinkies und gute Waldwege. Als Reiserad geeignet. Einige der Tourenräder erlauben ein zulässiges Gesamtgewicht bis zu 180 kg (Rad+FahrerIn + Gepäck). Manche Ausführungen auch als „All Terrain Bikes“. Die beiden Räder im großen Bild am Seitenanfang sind Tourenräder der Schweizer Marke Stöckli mit Hinterradmotor, der eine Rekuperation (Energierückgewinnung) erlaubt.
Biotop: Stadt Land Fluss.

Eine Kreuzung aus Rennrad und Trekking-E-Bikes sind die E-Gravel-Bikes. Sie verbinden Sportlichkeit z.B. in der gestreckteren Sitzposition mit Flexibilität zwischen Straße und Gelände. Die Kategorie E-Gravel (siehe unsere Thememseite E-Gravel-Bikes) ist auch zum Bikepacking sehr beliebt.

Bild: Trekking-Bike – Haibike SDURO Trekking SL


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www.haibike.de | pd-f

E-MTB / E-Mountain-Bike:
E-Versionen der geländegängigen Mountain-Bikes. Mit Federgabel vorn, hinten entweder gefedert („Fully“ – full suspension) oder auch nicht („HardTail“, „Touren-E-Mountainbike“). Meist ohne StVZO-Zulassung, als Sportgerät konstruiert und vermarktet. Fast nur mit Mittelmotor. Eignung weniger für Asphalt, sondern für Kies, Schotter, weiche Waldwege, Trails. Reifenbreite 2,25 bis 2,8 Zoll. Biotop der „Fullys“: Wo man Mountainbiker trifft … (und darüber hinaus).
Biotop der „Hardtails“: Offroad, aber nicht ganz so steil und steinig.

Für E-MTB / E-Mountain-Bikes haben sich weitere Unterscheidungen herausgebildet, je nach spezifischen sportlichem Einsatzzweck. Die E-MTBs unterscheiden sich u.a. durch ihre Rahmengeometrie, Federwege und Ausstattung:

  • E-MTB, mit („Fully“) oder ohne („HardTail“) Hinterradfederung, Federweg vorn ca 120-130mm
  • AllMountain, Fully, Federweg vorn ca 150 mm
  • NDuro, Fully, Federweg vorn ca 150 mm
  • Downhill, Fully, Federweg vorn ca 180 mm
  • Cross Country, Hardtail-EMTB mit Schwerpunkt Agilität (Siehe „Das bessere E-Gravel-Bike?„)
  • Light-E-MTB, E-Mountainbikes mit besonders geringem Gewicht (Siehe Thema Leichte E-Bikes / Light-E-Bikes)

Zur weiteren Differenzierung siehe auch :

Bild: E-MTB Fully – Haibike SDURO AllMtn RC – Mit Kombination aus Mittelmotor und Doppelkettenblatt, All-Mountain-Bike.


E-Fatbike

www.pd-f.de / felt

Fatbikes:
Fatbikes kommen wie die meisten E-Bike-Trends aus den USA. Sie sind E-Bikes mit besonders breiten Reifen und meist ohne Federung – der Komfort kommt durch den Reifen, der oft mit geringem Druck gefahren wird. Sie eignen sich damit gut für unbefestigte Untergründe wie Sand, Matsch oder Schnee und wurden sogar im Wattenmeer gesehen…
Biotop: Komme was da wolle.

Bild: www.pd-f.de / felt


E-Kompaktrad

www.pd-f.de / winora

Kompakträder:
Räder mit kompakten Abmessungen, kleineren Reifengrößen (z.B. 20″) und guter Wendigkeit. Können teils platzsparend transportiert werden (teils klappbare Lenker, abfaltbare Pedale).
Biotop: Innenstadt, Bahn, Auto, Bus (?) …

Bild: www.pd-f.de / biketec


Fitnessräder:
Im Gewicht abgespeckte E-Bikes mit Schwerpunkt auf Fitnesstraining. Mittelmotor, Kettenschaltung.
Biotop: Wie das Rennrad


M1 Erzberg S-Pedelec von M1 Sporttechnik
M1 Erzberg S-Pedelec von M1 Sporttechnik

Quelle/Source: ebikespass.de

S-Pedelecs:
S steht für Speed . Zielgruppe der schnellen Pedelecs sind Pendler und Speedpuristen – die mit ihren (in D) bis zu 45km/h unterstützenden E-Motoren locker im Stadtverkehr und auf den Pendlerstrecken mithalten können. Die Räder sind besonders stabil, sportlich ausgelegt und i.d.R. StVZO-zugelassen. Teils mit Hecknabenmotor – diese Motoren erlauben teils die Energie-Rückgewinnung beim Bremsen (Rekuperation). S-Pedelecs dürfen nicht auf Fahrradwege (Ausnahmen bestätigen die Regel z.B. in Tübingen), erfordern einen Führerschein und verpflichten zum Helmtragen. Sind S-Pedelecs die Ideallösung für Pendler? Darüber haben wir in unserem Artikel über S-Pedelecs ausführlicher geschrieben.


Von --Nightflyer (talk) 18:38, 24 June 2013 (UTC) - Eigenes Werk (Originaltext: eigenes Foto), CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26856813

Von --Nightflyer (talk) 18:38, 24 June 2013 (UTC) - Eigenes Werk (Originaltext: eigenes Foto), CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26856813

E-Lastenräder:
„Mit modernen Lastenrädern können viele Transporte bis 250kg in Städten und auf Betriebsgeländen schneller, günstiger und in jedem Fall umweltfreundlicher erledigt werden als mit konventionellen Kraftfahrzeugen.“ (Zitat: Ökologischer Verkehrsclub Deutschland). Es gibt einspurige und mehrspurige Modelle, wendige Lieferpedelecs wie auch kräftige Schwertransport-Lastenräder.


R-Pedelecs:
R steht für Race – Richtige Renner in Form von E-Bikes. 0 bis 50 km/h in 7,5 Sekunden … Unterstützung bis 75 km/h … Diese Werte schafft zum Beispiel das M1 Spitzing. M1 klingt nicht nur nach BMW, hinter dem Hersteller M1 Sporttechnik steht  tatsächlich die Firma Ftritzmayer aus Weyarn in Oberbayern, ein Carbon-Spezialist und BMW-Zulieferer. Mit 850 W Leistung bei 120 Nm Drehmoment liegt das R-Pedelec bei der vierfachen Leistung bzw. beim knapp doppelten Drehmoment eines Pedelecs. Das M1 Spitzing verwendet dabei einen Motor von TQ-Systems, den auch in gleicher Stärke das E-MTB Haibike FLYON (Modell 2019) integriert hat. Hier findet Ihr einen Fahrbericht für das Pedelec M1 Spitzing. R-Pedelecs sind im Straßenverkehr nicht zugelassen, sondern bei Rennen und im privaten Gelände gefahren.



 Rechtliche E-Bike und Pedelec-Definitionen:

Vorsicht bei Verträgen und Verkehrsregeln: Manche (veralteten) Texte z.B. bei ADAC und ADFC weichen vom allgemeinen Sprachgebrauch ab. Beim ADFC werden etwa Modelle mit Gasgriff und Geschwindigkeit bis 45km/h immerhin als „E-Bikes im engeren Sinn“ definiert. Der ADAC definiert E-Bikes bis 25 km/h elektrische Unterstützung pauschal als Mofas.

ADAC:

E-Bikes bis 25 km/h sind Mofas, bei denen allerdings ein geeigneter Helm für Krafträder Pflicht ist. (Quelle)

Daraus folgt, in Verbindung mit der obigen „strengen“ E-Bike-Definition:
„Mit Gasgriff muss ich bei 25 km/h Helm tragen, ohne Gasgriff (da Pedelec) geht bis 25 km/h ohne…“

ADFC:

E-Bikes im engeren Sinn sind die dritte Kategorie. Sie sind mit einem Elektromofa zu vergleichen und lassen sich mit Hilfe des Elektroantriebs durch einen Drehgriff oder Schaltknopf fahren, auch ohne dabei in die Pedale zu treten. Wird die Motorleistung von 500 Watt und eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 20 km/h nicht überschritten, gelten diese Fahrzeuge als Kleinkraftrad (früher: Leicht-Mofa). (Quelle)


 Weiterführende Infos:

In unseren Artikeln beschäftigen wir uns gern mit E-Bike-Technik. Hier zwei weiterführende Artikel:

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