Sushi Bikes – Guter Deal unter Freunden? [Kurz-Test Maki+]

Die Sushi Bike Modelle Maki und California Roll punkten durch ihre Optik, durch den erstaunlichen Preis von 1.399 € (Stand 06/2023) und durch ihre besondere Positionierung.

Die Sushi Bikes werden nämlich weder als Sport- noch als reine Freizeitprodukte vermarktet, sondern eher als „beste Freunde“ für den jungen City-Alltag – mit Investor  und Journalist Joko Winterscheidt als Marketing-Zugpferd.

Für Maki+ und California Roll+ sollt ihr euch intuitiv entscheiden; emotional und mit dem Gefühl eines fast freundschaftlichen Deals.

Ich konnte mir vom Shushi Maki+ E-Bike / Pedelec im November 2022 auf dem e4testival Emobilty-Event in Hockenheim einen Eindruck verschaffen und ein paar Runden (auf dem Boxendach, leider nicht auf der Rennstrecke…) probefahren. Das Maki+ kommt mit Diamantrahmen, das California Roll+ Schwestermodell mit Durchstieg / Step-Trough.

Sushi Bikes: Die etwas anderen E-Bikes

Ich will die ungewöhnliche Positionierung der Sushi E-Bikes einmal so skizzieren: Es sollen Bikes sein wie Freunde, mit denen ihr Pferde stehlen könnt, denen ihr dafür auch mal Fehler und Schwächen verzeiht. Und mit denen ihr in guter Gesellschaft seid – der Sushi Community. Gute Laune bei allem Stress im Alltag …

Sushi Bikes stellen sich betont auf Augenhöhe mit ihren Kunden: Durch überdurchschnittliche Transparenz etwa zu Lieferzeiten, durch ausführliche Reaktionen auf Beschwerden z.B. bei Google Rezensionen, mit vielen Anleitungsvideos auch für Fahrrad- bzw. E-Bike-Einsteiger und einem wohl (zwischenzeitlich nach Kritik neu strukturierten) guten telefonischen Support.

Sushi Bikes erwartet dafür auch ein gewisses Verständnis von ihren Kunden – schließlich sind diese mit den 1.299 € einen guten Deal eingegangen.

Aus der Community ist laut Sushi auch viel Input in die neuen Modelle Maki+ und California+ geflossen. Insbesondere die höhere Akkukapazität für größere Reichweiten. Sushi gibt jetzt 75 Kilometer an. Auch mit Kundenumfragen holt man sich Anregungen für Wünsche aus der Community ein.

Der Spiegel hat über das California Roll+ vom „Dacia unter den E-Bikes“ geschrieben – so ganz passt der Vergleich nicht zum Sushi Konzept, Optik und Community spielen bei den Dacias wohl keine besondere Rolle.

Minimalismus ist in

Optisch und konzeptionell kommen die City-E-Bikes designorientiert, minimalistisch, cool.

Auf den ersten und sogar zweiten Blick sind sie nicht als E-Bikes auszumachen. Sie sollen als unkomplizierte städtische Begleiter rüberkommen – und werden von ihren Nutzern im Alltag gern gefahren.  Selbst im Winter – so liest man es in Facebook Gruppen und Google Rezensionen.

Die „Community“ steht wohl großteils zu ihren Makis, Californias & Co. Auch wenn es durchaus Mängel zu geben scheint. Auch hier kommt die gewisse Nonchalance der Sushi-Macher ins Spiel: Shit happens – Fehler können passieren, aber sie werden wieder gut gemacht und es wird draus gelernt.

Für ein Start-Up wie Sushi-Bikes geht das ja auch durch: Lernen heißt auch Fehler machen.

Diese Art der toleranten Fehlerkultur (oder des Nicht-Perfektionismus) trägt sicher auch zum geringen Preis bei – und wird offensichtlich von den meisten Käufern als Teil des Deals akzeptiert. 

Zielgruppen sind übrigens nicht nur wir Endverbraucher, sondern auch Firmen, die ihren Mitarbeitern E-Bike-Mobilität zum Pendeln anbieten möchten: Mit Sushi Bikes „flexible, grüne Stadtmobilität bezahlbar machen“ – so die die B2B-Mission bei Sushi Bikes. Oder: den ökologischen CO2-Fußabdruck aller Mitarbeiter reduzieren.

Eine unbezweifelbar gute Form des Minimalismus.

Was taugen die Sushi Bikes wirklich?

Können nur 1.299 Euro für das Sushi Maki+ wirklich ein angemessener Preis für ein verläßliches City-E-Bike sein? Immerhin sind City-E-Bikes von Wettbewerbern wie Ampler oder die Designer-E-Bikes von Coboc gleich mal 2 bis 4 mal so teuer …

Warum sind Sushi Bikes so günstig? Ohne Verzicht geht das natürlich nicht. „Reduziert auf das Wesentliche“ nennt Sushi Bikes das. Die Sushi Bikes sind keine Alleskönner und wollen das auch nicht sein:

  • Keine Gangschaltung – nur ein Gang / Singlespeed. Sushi kommuniziert klar: Das reicht in der Stadt und für moderate Steigungen, und bis etwa 30 km bleibt das Treten noch in angenehmer Frequenz. Das kann ich bestätigen, siehe Fahrtest unten.
  • Keine Federung – bis auf den Minimal-Komfort durch die Reifen verzichtet das Sushi Bike auf jede Federung. Manch ein Käufer baut sich später eine gefederte Sattelstütze oder sogar Federgabel dran.
  • Weniger Motorleistung und Akku – auch das kommuniziert Sushi Bikes offen. Das Drehmoment ist zwar in den TechSpecs der Homepage nicht zu finden, dürfte aber bei 25 bis 30 Nm liegen. Der entnehmbare Akku der aktuellen Plus-Modelle liefert etwa 250 Wh Energie. Beides keine besonderen Werte im Wettbewerberfeld, aber hat das Sushi überhaupt Wettbewerber bei dem Preis, wenn diese beim doppelten Betrag erst anfangen? Die clevere Tarnung des Akkus in Trinkflaschenoptik erhöht noch den Charme – auch vom Gewicht her helfen die Motor- und akkuwerte die Bikes um die 16 kg insgesamt zu halten.
  • Scheibenbremsen nur mechanisch – das ist ein Kompromiss bei vielen Einsteiger oder Low-Budget E-Bikes. Vertretbar. Die Bremsen könnt ihr auch ersetzen lassen durch welche mit hydraulischer Betätigung.
  • Kein Händlernetz – die Sushi-Bikes werden online verkauft und über Partnerwerkstätten gewartet. Als Ansprechpartner bei Problemen steht zunächst nur die telefonische Support-Hotline zur Verfügung, außer ihr habt eine der Partnerwerkstätten um die Ecke.
  • Günstige Komponenten, nicht die hochwertigste Verarbeitung – bei aller Optik-Priorität wurden neben den Bremsen auch sonst günstige Komponenten gewählt. Die Lenkergriffe sind hart, das Licht eher schwach, der Sattel ohnehin eine individuelle Baustelle, wie bei vielen Bikes. Hier kann aber nachgerüstet werden.
  • Zusatzbauteile: Gepäckträger (hinten und vorn), Schutzbleche, Fahrradständer, Taschen, Air Bell gibt es als Zubehör. Übrigens auch ein Zusatzakku, der nur 199 € kostet.

Pluspunkte sind immerhin: Anhänger und Kindersitze können angebracht werden. Die Bikes sind out-of-the-box StVZO-kompatibel. Plug-and-play sind die Bikes dagegen  nicht: Erst einmal müssen sie nach der (kostenlosen!) Lieferung vor die Haustür montiert werden, inklusive der Bremsen. Die Modelle gibt es in drei Größen und in Schwarz und Braun (Leder-Lenkergriffe, Reifen). Top: Die freiwillige Garantieverlängerung von Sushi Bikes von 12 auf 24 Monate.

Vergrößern

Sushi Bike Maki+: Der entnehmbare Akku; links der unauffällige Hinterrad-Nabenmotor
Sushi Bike Maki+: Der entnehmbare Akku

Ebikespass

Ein paar Runden mit dem Sushi Maki+

Was mir insgesamt beim Fahrtest und der Recherche positiv aufgefallen ist:

  • Optik – Das Maki+ in M2 Ausführung: schwarz, braune Griffe, braune Reifen, sieht sehr gut aus
  • Es ist auf den ersten Blick nicht als E-Bike erkennbar – vermeidet Spott von Alterskollegen 🙂
  • Leicht und sportlich fahrbar, problemlos auch über 25 km/h hinaus
  • Der Singlespeed-Antrieb ist unkompliziert, im Flachen vermisse ich die Schaltung nicht
  • 5 Motorstufen – die Stufen 2-3 helfen etwas, bei 4-5 wird die Unterstützung stärker. In der Kurve bei Stufe 4, 5 in die Pedale treten schiebt dich jedenfalls nach außen
  • Der Nabenmotor fällt durch den geringen Durchmesser an der Hinterachse nicht auf
  • Die Motorunterstützung setzt erst nach einer halben Kurbelumdrehung ein  – daran muss man sich gewöhnen (d.h. er kann in Stufe 4 und 5 unvermutet stark anschieben, was in Kurven oder engen Bereichen kritisch sein kann)
  • Der Motor schaltet beim Bremsbetätigung sofort ab
  • Der Akku ist entnehmbar, kann also zum Laden mit in die Wohnung genommen werden;
  • Unterwegs kann der Akku als Powerbank genutzt werden; Die Akku-Ladezeit mit einem 3A Ladegerät beträgt ca 5,5 h
  • 37 mm breite Reifen – die können mit etwas weniger Reifendruck und damit mehr Komfort gefahren werden
  • Die Sitzhaltung ist sportlich, etwas gestreckter als auf Tourenrädern. Der Lenker kann mit verstellbarem Vorbau als Zusatzoption höher montiert werden
  • Es werden drei Größen S, M, L geliefert
  • Wirklich leicht für ein E-Bike: Gewicht 16 kg
  • Kompatibel mit Kindersitzen & Anhängern
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 110 kg. Also eher nicht für Touren mit viel Gepäck, nicht fürs Bikepacking

Video: Sushi Maki+ E-Bike – Testfahrt

Hier mein kurzes Video zum Sushi Bike Maki+ vom Hockenheimring. Auf der Überholspur mit dem Sushi Maki+ … Auch über die 25 km/h Grenze hinaus lässt sich das Bike recht locker bewegen (Zum Videoaufruf Bild anklicken):


Für die erste Sushi-Bikes Generation hatten die Gründer um Alex Weinzierl und Joko Winterscheidt die 999 € Schwelle im Auge. Das hat natürlich den Einkauf von hochwertigen Komponenten schwierig macht. Inzwischen – das habe man von den Kunden gelernt – werden auch Preise von 1.199 oder – seit Mitte 2022 – 1.299 € akzeptiert. Das kam sicher der zweiten Modellgeneration und dem Ausbau des Supports zu Gute.

Weitere Fragen und Facts zu den Sushi Bikes

Welchen Motor hat das Sushi Bike?

  • Hinterradnabenmotor, 200 Watt,  – 20 Nm? (Wettbewerber ab 30 Nm);
  • 24 V System, 9,6 Ah => Akku Kapazität etwa 230 Wh?
  • Zitat Sushi Bikes Website: „Er lässt dich sportlich beschleunigen, lange fahren und schiebt dich förmlich jede Steigung bis zu 10 % hinauf“
  • Akku-Ladezeit ca 5,5 h

Wo werden Sushi Bikes hergestellt

Ursprünglich kam wohl Vieles aus Asien; in den letzten beiden Jahren hat Sushi Bikes versucht, die Lieferketten für Ihre Elektrofahrräder kürzer und regionaler zu halten. Die 2023er Modelle kommen wohl aus Portugal (s.u.).

Welche Werkstätten warten und reparieren mein Sushi Bike?

Die Hauptzielgrupe von Sushi Bikes sind jüngere oder junggebliebene urbane Pendler, von zuhause zum Job oder zur Schule bzw. Uni. Die Partnerwerkstätten liegen in größeren Städten wie München, Stuttgart, Köln, Berlin, Hamburg.

Eignet sich ein Sushi Bike zum Abnehmen oder zum Aufbautraining in einer Reha?

Warum nicht? Für Radfahren in der Stadt, fürs Pendeln, als Fitnesspartner eignen sich die Sushi Bikes durchaus. Du darfst nur nicht zu schwer sein, bei 92, 93 kg ist etwa Schluß – das Systemgewicht darf 110 kg nicht überschreiten.

Fazit zum Sushi Maki+

Unter eingefleischten E-Bike-Testern kommen die Sushi-Bikes manchmal nicht so gut weg (siehe den Test auf YouTube bei Velomotion, der sich allerdings auf das Vorgängermodell Maki bezieht). Zu schwach seien die Leistungen des Motors, zu klein der Akku, zu unkomfortabel das Fahrwerk und beim Aufbau werde zu viel vom Käufer verlangt. Aber das ist alles relativ: Vergleiche mit Touren-E-Bikes, Trekking-Ebikes, den EMTBs oder gar den ESUVs – und zu e-Bikes mit Händlerservice vor Ort – sind einfach nicht angebracht. Zu unterschiedlich sind die Konzepte und das Preisschild.

Und im Vergleich mit City-E-Bikes? Zu diesem Preis und für nicht zu lange städtische Strecken sind die Sushi-Bikes durchaus Wettbewerber. Auch für kürzere Touren mit leichtem Gepäck.

Klar, ihr müsst damit zurechtkommen, dass ihr die etwas knifflige Bremsmontage und Bremseinstellungen selbst hinbekommen müsst (Sushi verweist zur Hilfestellung dazu auf YouTube-Videos oder auf einen Video-Call mit den Fahrradmechanikern). Wer viel Wert auf Komfort legt, sollte es sich vielleicht auch zweimal überlegen. Immerhin könnt ihr eine gefederte Sattelstütze, einen gefederten Vorbau und ergonomischere Griffe nachrüsten.  

Es sollte also meist glatter Untergrund sein, wobei es auch mal über Parkwege oder den Isarradweg entlang gehen darf. Zu steile oder zu lange Anstiege sollten es auch nicht sein. Und ihr dürft nicht zu schwer sein: Die 110 kg Gesamtgewicht sind schon eine Einschränkung. Und: Am besten das Ladegerät mitnehmen, dann kommt auf dem Rückweg kein Zweifel auf.

Wenn du dich dann noch auf die offene Fehlerkultur einlassen kannst und sich von der Community angesprochen fühlst, können die Sushi-Bikes für dich durchaus der Einstieg in die E-Bike Welt sein: um dein Auto stehen zu lassen, um nicht im überfüllten Nahverkehr zu stehen, um dich mehr zu bewegen und um auf grünere städtische Mobilität zu setzen.

Update 2023: Neue Features für die Sushi 3.0 Modelle

Die 2023er Sushi 3.0 Modelle Maki 3.0 und California 3.0 bringen drei interessante Neuerungen:

  • Hydraulische Scheibenbremsen
  • helleres Licht und
  • die Produktion erfolgt jetzt in Portugal: Kürzere Lieferwege, Made in Europe.

Aktuell gibt es die Sushi Maki 3.0 E-Bikes ab 1.399 € und auch ein Bezug via Jobrad-Leasing ist möglich.


Wenn du dir über deine Entscheidung noch nicht sicher bist, lies gerne hier weiter:

Quellen und Links:

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Author: ebikespass

Hallo, ich bin Günter. E-Bikes verbinden für mich ideal Fitness und eine ordentliche Entdeckungsreichweite ... Die Elektrofahrräder tun Umwelt, Körper und Seele gut! Für den Blog teile ich meine technische Neugier und berichte über neue Modelle. Ein persönliches Dankeschön an alle, die mit ihren Kommentaren, eigenen Erfahrungen und Fragen diesen E-Bike-Blog weiter aufwerten und anderen weiterhelfen!

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1 Kommentar

  1. Wenn der Kundenservice und die Lieferzeit wenigstens genauso hip wäre. Nach über drei Monaten Wartezeit haben wir dann letztendlich doch storniert. Unzählige Berichte über unzufriedene Kunden, schlecht verarbeitete und eingestellte Bauteile (Bremsen ohne nennenswerte Bremswirkung / beim Transport verbotene Streben / fehlendes Zubehör) waren dann die Kirsche auf dem Sahneberg der Negativerfahrungen.
    Die Fertigung in Portugal unter dem Deckmantel der besseren Nachhaltigkeit ist auch leider nur Augenwischerei, da es dann auch nur wenig nachhaltiger ist, wenn alle Taiwan-Komponenten dafür einzeln durch die Welt geschifft werden müssen. Für mich ein klares: „Finger weg!“

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