Coboc Motion Engineering in Heidelberg baut E-Bikes, die immer wieder Ausrufezeichen setzen und ein Konzept auf den Punkt bringen. Nach der Singlespeed-Produktlinie ONE mit den superleichten Urban-E-Bikes eCycle, Soho, Brooklyn, Berlin und Rome (siehe Bildstrecke weiter unten) folgt mit dem Coboc Torino die Reduktion aufs Wesentliche beim sportlichen E-Gravel-Bike.
Was ist ein Gravel-Bike?
Das Konzept Gravel ist die Weiterentwicklung des Rennrads für raueres Gelände: Sprich unbefestige Wege (Gravel = Kies / Schotter). Die Anregung für die neue Nische kam wieder einmal aus den USA. Dort sind Gravel-Bikes seit mehreren Jahren ein richtiger Renner. Sie werden schon mal als „Adventure Bikes“ beworben, als „Multi-Terrain“-Räder, die aus jeder Fahrt ein Abenteuer machen sollen…
Die Tatsache auf allen Untergründen fahren zu können macht das Gravel-Bike in naher Zukunft … vielleicht zu einem Konkurrenten von Commuter-Rädern. Pendler freuen sich vermutlich über die gewonnene Freiheit auf einem Renner. Auf der anderen Seite könnten Gravel-Bikes auch etwas für sehr ambitionierte Fahrer sein, die sich nicht von einem Waldweg an ihrer Route hindern lassen wollen… (Quelle: RoadCycling.de)
Selbst die Süddeutsche Zeitung widmet sich der neuen Nische der Gravel-Bikes. Das Münchner Fahrradladen vit:bikes hat ein Video zum Thema Gravel- oder Cyclo-Cross? veröffentlicht.
Apropos Abenteuer: In Europa kann das Radfahren in der Stadt ja getrost als Abenteuer gelten. Dort ist eher das klassische Rennrad das Citybike für Studenten und andere, die sportlich unterwegs sind. Schnell, unabhängig, mühelos und cool von A nach B. Insofern passt die Evolution von City-Renner und zum City-Adventure-Bike, „All-Urban-Bike“ oder eben „Gravel-Bike“ genannt.
Der Elektromotor für ein solches Urban- bzw. Gravel-Bike macht für eine junge und jung gebliebene Zielgruppe Sinn, wenn der E-Antrieb die Reichweite, das Durchschnittstempo oder die Bergfähigkeit wesentlich erhöht – ohne dabei die Eleganz und Wendigkeit zu opfern.
Video: Fahrbericht COBOC TORINO
Im Video ist auch die Einstellung der drei Leistungsparameter des Coboc Electric Drive zu sehen, ab ca. 2:42.
E-Gravel-Bike, Coboc Style
Genau das ist der Ansatz auch beim neuen eGravel von Coboc Torino. Das E-Gravel-Konzept wird im minimalistischen COBOC-Style auf den Punkt gebracht:
- eines der leichtesten E-Bikes / E-Gravelbikes (14 kg)
- fast unhörbarer und unsichtbarer Hinterrad-Nabenmotor
- so gut wie unsichtbarer Akku
- cleanes Raddesign im Rennrad-Look mit Rennlenker
- puristisches Display und LED-Rückleuchte
- kies- und schottertauglich plus Minimalkomfort durch breite Reifen
- bedienungsfreundliche, leise 11-Gang-Kettenschaltung
- Individuelle Anpassung des E-Antriebs per App
Das Konzept und technische Details des E-Bikes habe ich schon bei diesem Artikel vorgestellt. Mit der nahtlosen Integration des Antriebs hat Coboc mehrere Preise gewonnen, unter anderem sogar zweimal die wichtigste Auszeichnung der Fahrradbranche, den Eurobike Gold Award.
Coboc hat ebikespass zu einem Fahrtest des Coboc Torino eingeladen. Das neue Bike ist seit Juni 2019 in der Auslieferung. Natürlich habe ich die 2011 gegründete Firma in meiner Heimatstadt Heidelberg gerne besucht:
Hochaktuelle E-Bike-Konzepte aus der ältesten Universitätsstadt Deutschlands. Passt doch!
Das Coboc Torino kann z.B. über Sport Schuster* geordert werden (* = Affiliate Link).
Mit dem Coboc Torino unterwegs: Fotostrecke
Das TEN Torino wirkt sehr ästhetisch – in einem dunklen Grün-Metallic – gennant „Silent Green“ – glänzt es in der Sonne. Passanten blicken durchaus auf das Rad, auch etwas länger: Ist dieses Rad ein E-Bike? Hat das Rad einen Akku im Rohr? fragt jemand, auf der richtigen Spur. Ja, hat es, Treffer.
Du erkennst es als E-Bike wirklich erst beim dritten Hinsehen. Elegantes Understatement. Gestaltung ist Haltung. Innere Werte. Dieses Rad möchte man haben!
Der zweite Wow-Effekt: So leicht kann ein E-Bike sein? Unglaublich. Gegenüber unseren Mittelmotor-E-Bikes sind es gut 10 kg (Haibike HardSeven) und gut 12 kg (Riese und Müller Charger) Gewichtsunterschied. Das TEN-Torino könntest Du glatt in den zweiten Stock im Mietshaus mitnehmen, wie Dein Rennrad, das Du auch nicht gerne im Hof stehen lässt.
Dritter Wow-Effekt: Die Detailideen. Fünf blaue LEDs im Oberrohr. Jede steht für 20% Akkuladung. StVZO-konform und patentiert: drei Rücklicht-LED-Streifen im Sattelrohr integriert: gut zu sehen von hinten wie von der Seite. Das schicke Coboc-Markenlabel an der Seite. Firmen können das Label individuell gravieren lassen, für ihren E-Fuhrpark.
Ein weiterer Hingucker ist der Lenker: eine klassische Drop Bar wie beim Rennrad, noch sehr ungewohnt an einem E-Bike. Griffig und hochwertig ummantelt.
Wie fährt sich das e-Gravel Coboc Torino?
Die SRAM-APEX-1-Bremshebel und das Paddel der mechanischen SRAM-APEX-1 11-Gang Kettenschaltung lassen sich gut fassen. Zwei Griffpositionen sind fahrbar, je nach Tempo und Strecke sportlich unten oder bequemer vorn. Bei der dritten, theoretisch möglichen Griffposition mit den Händen oben am Lenker ist mir der Weg zur Bremse etwas zu weit – kommt auf den Verkehr an, ob Du so aufrecht und entspannt fahren möchtest.
Das Schaltpaddel am rechten Bremshebel lies sich nach etwas Übung gut bedienen: Ein leichtes Drücken schaltet hoch, ein etwas stärkerer Druck runter. SRAM nennt das System DoubleTap®.
Der Coboc E-Drive erlaubt ein sehr flüssiges Fahren, ohne merklichen Übergang auch über 25km/h hinaus, wenn die elektrische Tretunterstützung endet. Ein Widerstand des Antriebs ist jenseits der 25 km/h nicht zu spüren – so soll das bei einem Stadtrenner sein!
Rennradfeeling auf dem Coboc Torino
Mit einem Rad wie diesem willst Du streckenweise auch mit 30 oder 35 km/h unterwegs sein. Damit hatte ich kein Problem. Rennrad-Feeling.Hände im Untergriff!
Bei den meisten Pedelecs schafft man selbst mit großer Anstrengung kaum über 30 km/h. Auch beim Ampelstart kommt man beim TEN Torino mit leichtem Tritt schnell in Fahrt und fühlt sich das Bike so spritzig an, wie es sich für ein Rennrad gehört.
Aus dem Stand heraus unterstützt der Antrieb fast sofort, nur eine minimale Verzögerung braucht der Motor, bis er auf den Pedaldruck reagiert und Dich ordentlich anschiebt. Beim Anhalten gab es ab und zu ein kurzes Nachschieben des Motors, aber das war minimal und nicht irritierend.
So leise kann ein E-Bike sein?
Sehr frappierend, wenn Du E-Bike-Mittelmotoren gewöhnt bist: So leise kann ein E-Bike sein? Der Hinterrad-Nabenmotor ist so gut wie nicht zu hören. In Mittelmotoren muss wesentlich mehr mechanischer Aufwand getrieben werden – der hörbar ist.
Der E-Drive Antrieb im Torino kommt übrigens von Bafang [Update: Seit 2021 „Coboc Drive“ Eigenentwicklung]. Als Nachteil von Hinterrad-Nabenmotoren gegenüber Mittelmotoren gilt, dass sie nicht so „bergfest“ sind, schneller überhitzen und ggf. die Leistung dann runterregeln. Das ist bei einem E-Gravel-Bike sicher kein großes Argument.
Bergauf mit dem Hinterrad-Nabenmotor
Hügel schafft der Motor ohne Probleme, auch mehrere nacheinander (es gab gerade einen Test dazu im Magazin ElektroRad 1/19 – Tenor: Solange sich der Motor nach Mittelgebirgs-Steigungen abwärts wieder abkühlen kann, gibt es keine Probleme. Für Passüberquerungen sind die Nabenmotoren natürlich nicht geeignet).
Der größte Vorteil von Hinterrad-Nabenmotoren ist die leichtere Integration in den Rahmen und der geringere bauliche Aufwand. Das alles macht sich im deutlich geringem Systemgewicht bemerkbar.
Die 11-Gang-Schaltung SRAM APEX 1 arbeitet übrigens ebenfalls sehr leise.
Die 160mm-Scheibenbremsen von SRAM packen ordentlich zu. Das Coboc Torino liegt sicher und stabil auf der Straße, kein Zweifel.
Coboc App
Die Schubkraft beim Losfahren – der „Start Boost“ – lässt sich in der Coboc-App zwischen 1 und 10 einstellen. Sie ist per Bluetooth mit dem TEN Torino verbunden, das Rad wird in der App erkannt. Weitere Einstellungen ermöglichen es, die konstante Unterstützung zu wählen – „Constant Power“ – und die Kraftverstärkung beim Beschleunigen unter der Fahrt – „Gain“ genannt.
Wer möchte, kann sein Smartphone am Lenker befestigen und mit der Coboc App auch navigieren. Platz genug ist jedenfalls am Lenker.
Fahrprofil: Einstellungssache
Für die etwa 150 Höhenmeter zum Heidelberger Schloss hinauf habe ich die „Constant Power“ etwas hochgeregelt – und dafür gleich den „Start Boost“ etwas reduziert, weil mir die höhere Stufe im dichten Fuß- und Radverkehr rund um die Uni im Stadtverkehr etwas zuviel zusätzliche Kraft ins Pedal gab. Zwei verschiedene Setting-Kombinationen lassen sich in Deinem Profil in der App abspeichern – z.B. einmal „Stadtverkehr pendeln“ und einmal „Freizeit Hügel“.
Alles Wesentliche ist vorhanden: Licht, Reflektoren – alles Unwesentliche ist weggelassen. An meinem Testrad waren allerdings zwei Extra-Zubehörteile angebracht: Schutzbleche und ein Gepäckträger.
Den Rahmen des Torino gibt es in vier Größen: S, M, L und XL.
Nahtlos integriert: Motor, Steuerung, Akku, Licht
Fazit des kurzen Fahrtests:
Das Coboc-Konzept bewährt sich insgesamt sehr gut und passt auch zum E-Gravel Torino: Leichtigkeit, Nabenmotor hinten, Reifen mit wenig Rollwiderstand (Schwalbe G-One), eine geräusch- und reibungsarme Schaltung. Ich hatte in keiner Sekunde das Gefühl, das Rad bremst mich aus.
Das Torino gibt Dir das Gefühl, dass Du in der Stadt auch mal richtig zügig vorwärts kommen kannst, so wie das beim klassischen Rennrad ist. Dass Du aber auch flexibel schlendern kannst und es sogar großen Spass macht, Dich mal aus dem Asphaltdschungel zu befreien und rauszuradeln auf unbefestigten Wegen ins Umland oder den Berg hoch.
Ein hochwertiges, gut durchdachtes, aufs Wesentliche reduziertes E-Bike für Stadt um Umland. Sogar in die Wohnung im zweiten Stock kannst Du leichtgewichtige Designstück gut mitnehmen werden. Nicht auffällig, aber sehr elegant und mit hohen inneren Werten. Der Preis dafür sind 4.999 Euro. Gut versichert und gut gesichert ist das meines Erachtens eine kluge Investition in die eigene städtische Beweglichkeit…
Design, hat der deutsche Automobildesigner Gordon Wagener, Chief Design Officer der Daimler AG, gesagt, kann uns auch eine emotionale Heimat geben, ein Gefühl des Zusammengehörens. Das TEN Torino spricht so etwas an. Und gutes Design altert auch nicht. Ab Mai 2019 werden die TEN Torinos bei den Händlern stehen.
Der grün schimmernde E-Gravel-Renner hat also das Zeug dazu, von der Emotionalität, dem Konzept und der Technik her, ein langjähriger Begleiter zu werden.
Leichtgewichte: Die Coboc Singlespeed E-Bikes
Neben den Linien ONE und TEN gibt es von Coboc auch die Linie SEVEN: voll ausgestattet, entspanntere Geometrie, gemacht für Pendler, nicht ganz so sportlich. Dazu gehören die Modelle SEVEN Kanda (Damen) und SEVEN Montreal, ferner für diese Saison noch SEVEN Vesterbro und SEVEN Villette (Damen).
Mehr zu allen Coboc E-Bikes (mit den Modellreihen ONE, SEVEN, TEN) findet ihr natürlich auf der Coboc-Website, speziell zum gefahrenen Coboc TEN Torino inklusive technischer Details auf der TEN Torino Modellseite.
Coboc E-Bikes mit internationalem Vertriebsnetz
Für Auslieferung und Service setzt Coboc auf den Fachhandel. Händler mit Coboc im Sortiment listet die Coboc-Händlerseite, nicht nur in Deutschland, sondern unter anderem auch in auch Österreich, Schweiz, Italien, Polen, Luxemburg, Niederlande, Schweden, Norwegen, UK und sogar in Singapur … Auf der Coboc-Website zum TEN Torino kann das Rad konfiguriert und bestellt werden, montiert und ausgeliefert wird es dann beim Fachhändler.
Für Leser in und um München: Das Coboc TEN Torino kann in der E-Bike-Abteilung bei Sport Schuster* angesehen und geordert werden (* = Affiliate Link).
Weitere Coboc-Fahrberichte und Infos:
- Das Comeback der Hinterrad-Nabenmotoren
- Unser Fahrbericht zum Allround-Pedelec Coboc Merano.
- Unser Fahrbericht zum 2020er Tiefeinsteiger-E-Bike Coboc Kallio.
- Unsere Themenseite E-Gravel-Bikes
3. Mai 2020
Ein Pedelec mit billigem Bafang Motor für 4800 Euro? Welche Käufergruppe soll hier angesprochen werden?
3. Mai 2020
Das ist kein „Billigmotor“ m.E. – ist aktueller technischer Stand bei Hinterrad-Nabenmotoren. Zielgruppe sind Young Urban Professionals, auch jenseits davon Menschen mit Bürojobs, Trendsetter … ein Zweitwagen ist teurer!
22. August 2019
Das Rad ist toll,es sieht schick aus und fährt sich super.
Aber bei meinem Ten Torino klingen die Scheibenbremsen etwas „unrund“ beim Bremsen, ausserdem schleift der Motor praktisch permanent, sodass der Spaass beim fahren merklich getrübt wird und der 3-4 Gang springt gelegentlich…eigentlich schade, denn es ist ein super Bike. ( wurde übrigens schon 2 mal vom Fachhändler nachgestellt. )
Die Laufleistung ist bei häufigen Bergfahrten stark eingeschränkt und liegt zwischen 45 und 90 km pro Ladung.
22. August 2019
Die Laufleistung bei häufigen Bergfahrten ist auch bei stärkeren Akkus und Motoren eingeschränkt, 45 bis 90 km klingt ja ganz okay. Wenn es nur kleine Hügel waren dann nicht, aber wenn Du 400, 500 und mehr Höhenmeter hast und mit stärkerer Unterstützung fährst schon. Dass der Motor „schleift“ könnte vielleicht einen Garantie-Austausch begründen?
15. Mai 2019
Wo finde ich Day Video?
16. Mai 2019
Hallo Claas, du findest es mitten im Artikel – allerdings hat das Video einen Einblendeffekt, wenn man dorthin scrollt – eventuell hat Dich das langsame Einblenden irritiert oder du hast schnell drübergescrollt. Der dritte Absatz hat die Überschrift „Video: Fahrbericht COBOC TEN TORINO“ – direkt darunter? Auf YouTube natürlich auch: Fahrbericht Ten Torino – Coboc eGravel Bike.
15. Mai 2019
Super Artikel und ein tolles Video
9. Mai 2019
Hammer Bericht, du machst das super!
9. Mai 2019
Wir fangen ja erst an damit 🙂
20. Mai 2019
Ich war auch beim Testing in Heidelberg. Das gesagte ist soweit alles o.k. und es ist auch ein schönes Rad. Aber das mit dem leisen Motor stimmt leider gar nicht. Der Bafang ist in allen Unterstützungsstufen deutlich zu hören und zwar permanent. Er war tatsächlich nicht leiser als mein Bosch-CX im Tour-Modus. Vielleicht hatte ich ein Vorserienmodell, aber im Vergleich zum Seven Vesterbro war der Motor deutlich lauter. Ich probier das nochmal aus, wenn das Rad beim Händler steht.