Coboc Skye – Ein Touring Gamechanger?

Coboc hat im neuen Modell Skye zum ersten Mal einen Mittelmotor verbaut, und zwar Boschs Light-Motor Performance Line SX. Dank dem nur 2 Kilogramm leichten Motor kann Coboc auch beim Skye bei seiner Firmenphilosophie von „Slim E-Bikes“ bleiben. Das Coboc Skye bleibt unter 19 Kilogramm, inklusive Lichtanlage, Gepäckträger und Ständer.

Beim Leichtbau hilft auch der 400 Wh CompactTube Akku, der fest im Unterrohr integriert ist. Wie weit kommt das E-Bike mit 400 Wh? Wird von den 55 Newtonmetern Drehmoment des Motors gar nicht so viel Power abgerufen, als dass es eng werden könnte in punkto Reichweite?

Oder andersherum: Könnt ihr mit dem Skye vielleicht ganz ohne Reichweitenangst unterwegs sein? Der Bosch SX soll ja auch ohne elektrische Unterstützung leicht zu treten sein, und das Skye ist leicht. Vielleicht ist das Skye ja ein Touring Gamechanger.

Der ultimative Leicht-Tourer? Eckdaten zum Coboc Skye

Das Skye bringt nur etwa 18-19 kg auf die Waage. Dabei ist eine „Vollausstattung“ (Coboc) mit an Bord:

  • Bosch SX, 55 Nm Drehmoment, bis zu 600 Watt Spitzenleistung bei Trittfrequenzen > 90 U/min
  • 400 Wh Bosch CompactTube Akku fest im Unterrohr verbaut (Extender mit 250 Wh möglich)
  • Bosch Smart System mit 4 Unterstützungsstufen (Eco, Tour+, Sport, Turbo)
  • Bosch Purion 200 Bedieneinheit
  • Federgabel vorn, 80 mm
  • Geländetauglich: 57 mm breite Schwalbe „Thunder Burt“, 29 x 2.25 Zoll, 57-622 (ETRTO)
  • Alltagstaugliche Ausstattung mit Gepäckträger, Beleuchtung vorne und hinten
  • Supernova Mini3, Tagfahrlicht, StVZO-konform
  • Elegante Abdeckung der Ladebuchse mit hochwertigem Edelstahl-„Tankdeckel“
  • SP-Connect Aufnahme am Lenkervorbau
  • Farbe: Ocean Metallic
  • Drei Rahmengrößen verfügbar: S, M, L
  • Preis: 5.299 € oder ab 160 € im Monat (Leasing)

Das Coboc Skye wurde nach der Insel Skye nord-westlich von Schottland benannt, bekannt für ihre rauen Bedingungen – passend für ein E-Bike, das die Abenteuerlust entfachen soll.

Spannung vor den Fahrtest des Coboc Skye mit Bosch SX:

Den Bosch SX hatte ich schon in einem M1-Sporttechnik-E-Bike gefahren: Im EMTB M1.CC.400.SX und mir dort die Frage gestellt, wie leicht und stark wohl in der Praxis zusammen passen.

Ein Ergebnis zur Charakterisierung des Bosch SX mit Analogie zu Verbrenner-Motoren war gewesen:

Wenn der Bosch Performance CX einen drehmomentstarken „Diesel“ darstellt mit viel Kraft von unten heraus, dann steht der Bosch SX für einen drehfreudigen Sportwagen-Benziner mit Höchstleistung bei hohen Drehzahlen. 

Ist also das Skye als erstes Mittelmotor-E-Bike von Coboc neben seiner Tauglichkeit als City-E-Bike auch Mittelgebirgs- und Touren-tauglich?


Meine beiden wichtigsten Fragen für diesen Test mit dem Coboc Skye waren:

1. Motor, Akku und Leistung: Was taugt die Power?

Der Bosch SX ist einerseits mit nur 2 Kilogramm und kleinerer Bauform Boschs Leichtgewicht, andererseits mit 600 Watt abrufbarer Leistung im Sprint und bei „hoher Drehzahl“ (Trittfrequenz) nicht schwächer als der „große“ Bosch CX Motor. Der Akku des Coboc Skye ist im Unterrohr integriert und hat eine Kapazität von 400 Wh. Das wirft natürlich Fragen auf zur Reichweite und zur Bewältigung von Höhenmetern. In meinem Test wollte ich herausfinden, wie weit und wie hoch man mit einer Ladung wirklich kommt und ob das Fahrrad auch für Reisen in hügeligem bis bergigem Gelände geeignet ist.

2. Beyond 25 km/h und Bye bye, Reichweitenangst?

Besonders spannend fand ich, ob der Motor es auch ermöglicht, entspannt über die Grenze von 25 km/h hinaus zu treten – also ohne Unterstützung zu radeln. Im Stadtverkehr oder bei einem Sprint wäre es ideal, wenn ich den Motor auch mal unkompliziert bis 30 km/h „übertreten“ könnte und er keinen Widerstand leistet, wie das sein großer Bruder Bosch Performance CX und andere Mittelmotoren meistens tun.

Falls das so wäre, könnte man sich bei einem Gewicht von nur 18-19 Kilogramm potenziell auch ohne Motorunterstützung effizient fortbewegen, auch mal über 25 km/h im Verkehr mithalten, und es würde die Reichweitenangst deutlich mindern.

 

Coboc Skye Härtetest und Fahrbericht

Tatsächlich bin ich die ersten drei Kilometer auf dem Skye im Heidelberger Stadtverkehr ohne Unterstützung gefahren – Modus: Off. Das ging problemlos. Der Härtetest kam später: Ich hab das Skye zum Vergleich verschiedener Fahrmodi zweimal den Königstuhl (565 m) in Heidelberg hochgejagt – das sind von Neckar aus satte 420 Höhenmeter.


Erste Tour: Im Tour Plus Modus des Bosch Smart Systems

Meine erste Fahrt über 420 HM auf 7 Kilometern absolvierte ich im Bosch Tour-Plus-Modus. Vorab hatte ich angenommen, dieser Modus würde wie ein Automatik-Modus fungieren, der je nach meiner gerade eingesetzten Pedalkraft variabel bis zum Maximum unterstützt. Doch meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt. Der Aufstieg war teilweise recht beschwerlich und ich kam oben ziemlich erschöpft an. Der Tour+ Modus stellte sich als Energiesparmodus heraus.

Ich versuchte zwar, durch eine erhöhte Trittfrequenz die volle 600-Watt-Unterstützung des Bosch SX zu bekommen, was mir bei kurzen, steileren Stellen auch gelang. Allerdings war es schwierig, dies über längere Abschnitte (mehr als 30-50 Meter) beizubehalten. Steilere Abschnitte mit 13, 14 oder 15 Prozent Steigung zwangen mich tatsächlich im Tour Plus Modus zu Pausen.

Bei  Bosch SX findet ihr übrigens keine Boost-Taste wie etwa beim Fazua-Motor: Die Leistungsspitze ruft ihr hier durch hohe Trittfrequenzen über 90 U/min ab. Und bei Trittfrequenzen um 110 U/min holt ihr die Top-Leistung heraus, der SX übertrifft dabei sogar über einige Sekunden die Fiull-Power-Mittelmotoren wie Bosch Performance CX,  Shimano EP8 oder Brose Drive S Mag (Quelle Velomotion YT-Video).

Ob diese Angabe zu Tour+ von Bosch so stimmt ist allerdings fraglich: „... natürliche Unterstützung mit bis zu 340 % deiner Eigenleistung“ bzw. „Im Modus Tour+ bewegt sich die Unterstützungsleistung dynamisch, automatisch und stufenlos zwischen den Fahrmodi Eco und Turbo„?

Ich jedenfalls habe auf der ersten Tour im Tour+ Modus die angeblich maximalen 340% Unterstützung in keinem Moment gespürt. Schon der Sport-Modus mit bis zu 240 % (laut Bosch) war deutlich kräftiger als das Maximum im Tour+ Modus (zumindest ohne Eingriff in die Standardeinstellungen des Coboc Skye via eBike Flow App).

Vergrößern

Der Bosch SX Mittelmotor im Coboc Skye E-Bike
Der Bosch SX Mittelmotor im Coboc Skye

Ebikespass

Jedenfalls war ein positiver Aspekt der kontinuierlichen Fahrt im Tour+ Modus: der Energieverbrauch hielt sich in Grenzen – der Akkustand lag nach der Tour oben auf dem Königstuhl noch bei über 70 Prozent. Das bestätigt, dass der Tour-Plus-Modus energieeffizient ist, vielleicht deshalb unterstützt er auch nicht bis zum Maximum von 340%.

Bosch schreibt auch selbst dazu: „Tour+: energiesparendes Fahren auf ebenen Strecken durch mehr Eigenleistung“ – Also optimal für längere Strecken, aber weniger für Steigungen. „Tour+“ ist also eher ein Energiespar-Modus.

„Super Ground“ auf 29 Zoll-Laufrädern: Das Skye rollt gut

Zur Energieeinsparung und zum Spaß am Rollen trägt auch die Thunder Burt 29-Zoll Bereifung von Schwalbe bei. Die „Super Ground“-Version der Reifen mit „vielen kleinen und flachen Stollen für schnelles und leises Abrollen, vielen Griffkanten speziell für harte Böden“ charakterisiert Schwalbe mit besonders geringen Rollwiderstand. Die Reifen können mit 1,8 bis 3,7 bar gefahren werden, auch tubeless.

Die großen 29-Zoll Laufräder tun das ihre dazu, dass das Skye insgesamt leicht und fast gierig nach vorn rollt, auch über leichten Schotter und im Wald. Wären die Bremsen nicht etwas schwach (s.u.), würde das noch mehr Spaß machen.


Zweite Tour: Im Sport- bzw. Turbo-Modus

Bei meinem zweiten Versuch wählte ich dann an den Anstiegen den Sport-Modus und an wenigen Stellen auch den Turbo.

Tatsächlich ein beträchtlicher Unterschied, die Unterstützung erfolgte schon in Sport-Modus deutlich kraftvoller.

Fazit: Im Sport- und Turbo-Modus konnte ich die 420 Höhenmeter mit deutlich weniger Anstrengung bewältigen. Selbst die steilen Partien schaffte ich ohne große Probleme.

Interessanterweise verbrauchte ich auch nicht wesentlich mehr Akku – es waren immerhin noch über 53 Prozent übrig. 

Zum Schluss stellte ich die individuellen Einstellungen in der Bosch eBike Flow App für den Turbo+ Modus noch mal bei Unterstützung von 0 auf +3. Das kam dann schon eher an die versprochene Maximal-Unterstützung im Tour+ Modus.


Noch weniger Reichweitenangst – Range Extender

Das Coboc Skye kommt standardmäßig mit einem 400 Wh Akku, der fest im Unterrohr integriert ist. Zusätzlich bietet Coboc aber die Option, den Bosch PowerMore Range Extender mit weitere 250 Wh nachzurüsten.

Mit dieser Erweiterungsmöglichkeit kann man die Gesamtkapazität des Akkus also von 400 Wh auf 650 Wh erhöhen. Das dürfte die Reichweite des E-Bikes deutlich steigern und gibt mehr Flexibilität für längere Touren oder Strecken mit viel Höhenmetern. 

In dem erwähnten Prüfstand-Test hat Velomotion dem Bosch SX eine elektrisch unterstützte Reichweite in der Ebene von 83 Kilometern mit 400 Wh-Akku, von 135 Kilometern mit Range Extender, also 650 Wh bescheinigt

Dabei unterstützt euch übrigens auch das 4-Ampère-Ladegerät des Bosch Smart Systems: In 1,5 Stunden ist der PowerPack 400 zu 50 Prozent aufgeladen, zur Vollladung benötigt der 4A-Charger 3,5 Stunden.


Gamechanger: Ganz ohne Reichweitenangst?

Das Coboc Skye hat sich dem mittelgebirgigen Terrain und den Waldwegen am Königstuhl als locker gewachsen erwiesen. Wenn ich die Motorkraft gebraucht habe war sie da, auch an richtig steilen Stellen via Sport- oder Turbo-Modus. Der Energieverbrauch des Motors war dabei insgesamt moderat – in oben schon erwähnten Bosch SX Prüfstand-Tests hat Velomotion nachgewiesen, dass der Bosch SX einer der effizientesten E-Bike-Motoren ist, besonders in der ebene bei moderatem Treten.

Zusammen mit der Option, das E-Bike auch ohne Motorunterstützung (im Modus: Off) ohne große Kraftanstrengung über das normale Radeln hinaus bewegen zu können, ist die Coboc-Interpretation der Kombi Light-E-Bike und Light-Motor mit Skye und Bosch SX für mich ein Gamechanger: Die Reichweite ist nämlich nur von der Kondition in Beinen und Po beschränkt.

Natürlich wollt ihr bei Touren in den Bergen auch mit dem Skye nicht kilometerweit ohne Motorunterstützung bergauf fahren – womöglich noch mit Gepäck.


Cross Country, bereit zum Abenteuer

Ist also das Coboc Skye also der „charakterstarke Alleskönner“ wie Coboc behauptet?

Natürlich ist das Skye kein EMTB für die Abwärtstrails am Königstuhl und erst recht kein Enduro. Aber: Als Tourer und auf allen möglichen Untergründen war das Fahrverhalten des Bikes stabil, auch bei höheren Geschwindigkeiten. Auch dank der Reifen mit gutem Grip,  auch mit Geschwindigkeiten von 40, 50 oder gar 60 km/h auf Waldwegen abwärts, wo es die Verhältnisse zuließen. 

Manchmal verraten die Details der Komponenten sogar mehr als der Text vom Hersteller:

Die Charakterisierung Marathon / Cross Country, die Schwalbe für die Thunder Burt Reifen gesetzt hat, trifft eigentlich auch ganz gut das Coboc Skye. Ich kann es mir durchaus vorstellen als Untersatz für Tagestouren auf der schottischen Isle of Skye.

Es liegt dann eben am Gelände, an eurer Tourenplanung und an den Lademöglichkeiten unterwegs, die theoretisch „unbegrenzte Reichweite“ maximal auszureizen.

Eingeschränkt wird die Tourentauglichkeit unter Umständen durch das zulässige Gesamtgewicht von insgesamt 120 Kilogramm. Wenn wir für das Bike mal 20 Kilo rechnen, bleiben für Fahrer, Gepäck und evtl. Range Extender (1,5 kg) nur knapp 100 Kilogramm übrig.

Womit ihr auch leben müsst: Der Akku ist nicht entnehmbar, muss also zum Laden im E-Bike verbleiben.


Verbesserungspotenzial: Bremsen

Verbesserungsbedarf sehe ich vor allem bei den Bremsen. Bei der Talfahrt über die Fahrstraße runter vom Königstuhl nach Heidelberg, die einige enge Kurven aufweist, fehlte es mir doch an Bremskraft. Das Anbremsen der Spitzkehren hätte deutlich „giftiger“ erfolgen können. Ich erfuhr später bei Coboc, dass eine stärkere Bremsanlage dort in Diskussion ist. Eine stärkere Bremswirkung wäre definitiv von Vorteil.

Außerdem kann ich mir vorstellen, dass ein weiteres kleineres Ritzel hinten mir bergauf dabei geholfen hätte, die Trittfrequenz hoch zu halten. Schließlich liebt der Motor höhere Trittfrequenzen. Warum als nicht eine 12-fach Schaltung wie die Shimano GRX einbauen?

Disclaimer: Das Coboc Skye wurde mir für den Test ein paar Tage zur Verfügung gestellt.

Ein Video zum Test des Coboc Skye ist in Arbeit.

Vergrößern

Das Coboc Skye im Wald
Das Coboc Skye im Wald - 80mm Federgabel vorn, Bosch Purion 200 Bedieneinheit, SP-Connect Micro Stem Mount am Lenkervorbau

Ebikespass

Quellen und weitere Infos:

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Author: ebikespass

Hallo, ich bin Günter. E-Bikes verbinden für mich ideal Fitness und eine ordentliche Entdeckungsreichweite ... Die Elektrofahrräder tun Umwelt, Körper und Seele gut! Für den Blog teile ich meine technische Neugier und berichte über neue Modelle. Ein persönliches Dankeschön an alle, die mit ihren Kommentaren, eigenen Erfahrungen und Fragen diesen E-Bike-Blog weiter aufwerten und anderen weiterhelfen!

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