Mainstream E-Bikes vom Citybike bis zum E-MTB sind aktuell Sportgeräte oder Alltagsbegleiter mit Mittelmotoren, 500Wh-Akkus und deutlich über 20 kg Gewicht. Der Heidelberger E-Bike-Schmiede Coboc stemmt sich zusammen ein paar wenigen anderen E-Bike oder Motor-Herstellern gegen diesen Trend, in Technik wie Optik.
Reduktion aufs Wesentliche, auch beim E-Bike: das ist der Claim und die Leididee bei Coboc Motion Engineering. Perfekt vorexerziert mit der minimalistischen Singlespeed-Baureihe Coboc ONE mit Gewichten zwischen 11 und 14,4 kg.
Ausbruch aus dem Mainstream: Weniger ist mehr
Bei der Gewichtsreduktion spielen der Einsatz eines Hinterrad-Nabenmotors, leichterer Komponenten, der Verzicht auf eine Federgabel eine Rolle. Beim ONE darüberhinaus noch der Verzicht auf die Schaltung (wie der Name es sagt: Eingangrad). Optisch sind die Bikes kaum als E-Bike erkennbar: Die Rahmenform ist sehr klassisch „Diamant“ mit fast waagerechtem Oberohr, der 352 Wh-Akku ist so gut wie unsichtbar integriert.
Nach der ONE-Baureihe und der City-Allrounder-Reihe Coboc SEVEN (15,4 bis 15,0 kg) erweitert Coboc den Einsatzradius seiner E-Bikes mit dem Coboc Torino j(frühere Bezeichnung: Coboc TEN Torino) jetzt auch aufs Umland. Coboc tritt den Beweis an, dass weniger mehr sein kann – auch und gerade beim E-Bike für rauhere Pisten.
Mumm und Zeug fürs Gelände: Das E-Gravel-Bike Coboc Torino
Das junge Heidelberger Team ergänzt mit der Premiere des Torino am 15. Februar 2019 die Charakteristik seiner E-Stadtflitzer um den Mumm und mit dem Zeug fürs Gelände. Das E-Gravelbike läuft auf den stabilen, komfortablen und schnellen Ballonreifen G-One Speed von Schwalbe und wird über eine Sram Apex 1 11-fach-Kettenschaltung angetrieben – „Ausbrechen aus der Stadt“ macht Coboc zum Motto des Torino (mehr zum Konzept E-Gravel im Fahrbericht).
Coboc Torino – Die Daten:
- Rahmen: Aluminium
- Farbe: Silent-Green mit Metallic-Hochglanz-Effekt
- Gabel: Fixgabel, Carbon, gerades Design
- Akku: Li-Ion, 36 V, 352 Wh
- Ladedauer: 2 Stunden
- Mittlere Reichweite: 80 km
- Elektrischer Antrieb: 250 W / 500 W Peak
- Drehmoment: 40 Nm
- Mechanischer Antrieb: SRAM APEX 1, 11-fach, X-Horizon, Type 3
- Motor: 250-W, Hinterrad-Nabenmotor
- Bremsen: SRAM APEX 1 hydraulic disc, 160 mm
- Vorderlicht: Supernova E-Bike Mini, 235 Lumen
- 2 Rücklicht: Rahmenintegrierte LED Beleuchtung
- Gepäckträger: Coboc-Design, abnehmbar (Sonderausstattung)
- Schutzblech: Curana C-Lite, 55 mm (Sonderausstattung)
- Reifen: Schwalbe G-One Speed 55-584 (27,5 x 2,00, 650B), Breite: 50mm
- Pedale: Coboc URBs, CNC Aluminium
- Gewicht: 14,5 kg
- UVP (Deutschland): 4.999,-€
- Hersteller: Coboc GmbH und Co. KG, Heidelberg
In den vier Größen S (49,8 cm), M (53 cm), L (56 cm) und XL (55 cm) wird das Modell in der Farbe Silent-Green mit Metallic-Hochglanz-Effekt ab Mai 2019 verfügbar sein.
Ebikespass konnte das Coboc Torino inzwischen testen: Hier geht es zum Fahrbericht des E-Gravel-Bikes von Coboc.
Cobocs Kreuzung aus Trekking- und Rennrad
Das Torino benannte Coboc nach der italienischen Auto- und Sport-Metropole Turin zwischen Westalpen und Piemont (Mailand–Turin ist das älteste bis heute existierende Eintagesrennen im Radsport).
Besonders charakteristisch an diesem besonderen E-Bike: Der Rennradlenker, die „Dropbar„. Aber eben auch die Ballonreifen, die einen gewissen Komfort (Druckempfehlung: 2,5 bis 4 Bar) und die Geländetauglichkeit sicherstellen, solange es nicht zu weich, geröllig oder matschig wird.
Die neu entwickelte Rahmengeometrie (s.u.) und die vielen möglichen Griffpositionen am Dropbar-Lenker machen das TEN Torino auch zu einem angenehmer Begleiter auf längeren Touren – aus der Stadt heraus und wieder zurück.
Das E-Gravel-Bike als Pendler-E-Bike „plus“
Wie für Coboc typisch verschwinden der Akku sowie das Gros der Kabel im Rahmen, der E-Motor im Hinterrad entzieht sich zwischen Schaltkranz und Bremsscheibe dem ersten Blick. Der E-Bike-Motor im Hinterrad stammt beim TEN Torino von Hersteller Bafang.
Recht diskret wie bei allen Modellen von Coboc verhalten sich die Alltagskomponenten: Der speziell für das Torino konzipierte, abnehmbare Gepäckträger schmiegt sich – wie die optionalen Schutzbleche – eng an die Linie des Hinterrads, die winzige, aber 235-Lumen-starke Supernova-Frontleuchte (Lux, Lumen – Erklärung) verschmilzt mit dem Vorbau, das patentierte LED-Rücklicht aus Eigenentwicklung ist in das Sitzrohr integriert.
Stadt, Land, Verkehrsfluß:
Ein E-Bike fürs tägliche Rad-Abenteuer
Das Torino will als (noch eine frische Begriffs-Schublade …) All-Urban-Bike den Spagat schaffen zwischen sportlichem Gravel-Bike und Alltagsrad mit der Option auf alltägliche Abenteuer. Angefangen bei der Optik, über den Komfort bis zum Antrieb.
So erlaubt die neu entwickelte Rahmengeometrie eine aufrechtere Sitzhaltung als beim reinrassigen Rennrad. Wer aber dem Gegenwind entschlüpfen und die Geschwindigkeit maximieren möchte, findet am bequemen Rennlenker auch dafür die passenden Positionen. Schläge und Unebenheit auf und abseits des Asphalts bügeln vor allem die großvolumigen, 50 mm breiten Schwalbe G-One Speed Reifen weg.
Nicht nur für den Komfort sind die „Reifen für die ganz harten Jobs“ (Hersteller Schwalbe) im Einsatz. Durch ihre kurzen Noppen rollen die G-One Speed hervorragend ab. Zusammen mit der Sram Apex 1 11-fach-Schaltung lassen sich mit dem Torino bequem Touren meistern, Höhenmeter schrauben oder hohe Geschwindigkeiten halten – ob mit oder ohne eingeschaltetem Motor und auch jenseits der elektrisch unterstützten 25 km/h.
Der dezente Hinterrad-Nabenmotor ermöglicht es Coboc, das das Design des Fahrrades im Vordergrund steht und sich nicht der Form des Antriebssystems unterordnen muss. Der Motor gibt sich mit Leistungsspitzen von bis zu 500 Watt ausreichend kraftvoll und harmonisch einsetzend. Der Sensor zur Motorsteuerung misst das Tempo am Hinterrad. Die Elektonik kann Coboc sehr indoviduell auf das Rad abstimmen.
Energisch zurückgepfiffen wird der Antrieb bei Bedarf von den hydraulischen Sram Scheibenbremsen mit 160mm Durchmesser – falls den Großstadthelden z.B. Fuchs und Hase in die Quere kommen sollten, oder andere Wettbewerber im Straßenverkehr …
Das Konzept Hinterradantrieb birgt m.E. beim TEN Torino keine Nachteile – zu steile Anstiege für die 40 Nm Drehmoment kommen in der Stadt und im Umland selten einmal vor – dann hilft eben der Wiegetritt der Biomuskeln. Mehr zum Zusammenhang zwischen Drehmoment und Steigung in unserem Artikel: Welche Steigung schaftt mein E-Bike?
Der Gewichtsvorteil macht sich natürlich auch bei abgeschaltetem Motor positiv bemerkbar, denn das nur 14,5 Kilogramm leichte E-Bike dürfte sich fast wie ein konventionelles Fahrrad bewegen lassen.
Keinen Nachteil beim Einsatzrevier des TEN Torino sehe ich darin, dass die Batterien nur 375 Wattstunden Strom fassen. Üblich sind ja eher 400 bis 500 Wh, die eine entsprechend größere Reichweite bieten. Die braucht das TEN Torino aber nicht unbedingt. Coboc gibt die Reichweite mit 80 Kilometern recht realistisch an (Wie Reichweitenangaben einzuschätzen sind, dazu hier mehr).
Fazit:
Viel mehr als ein tragbarer Kompromiss
Wesentlicher ist hier: Das Coboc Torino ist im Alltag fast wie ein Rennrad nutzbar und – wie alle Coboc-E-Bikes – auch mal über ein oder zwei Etagen im Treppenhaus tragbar – beinahe ein Alleinstellungsmerkmal im Umfeld der City- und Gravel-E-Bikes.
Und damit ist es für seinen Einsatzzweck ein innovatives, hochinteressantes und dazu noch sehr ästhetisches E-Bike-Modell.
Quellen und weitere Infos:
- Pressemitteilung Kernpunkt PR
- Coboc-Torino Modellseite
- Unsere Themenseite zu E-Gravel-Bikes
- Bildmaterial: Coboc / Kernpunkt PR