Da eines unserer beiden Räder das Riese & Müller Charger im Gulf Racing Design ist, interessierte ich mich auf der Eurobike dafür, welches Modell im Jahr 2017 wohl Nachfolger dieses schönen City- und Tourenbikes werden kann. Die Gulf Racing Reihe im stylishen hellblau/orange wurde leider nicht mehr fortgeführt, erfahre ich – schade eigentlich – einen Grund konnte mir die Mitarbeiterin am Stand nicht nennen. Dafür zeigte sie mir die neuen Bikes der Charger-Reihe: Charger, Charger Mountain, Charger GH, Charger GX und Roadster. Die Charger Bikes erinnern wenigstens im Namen und in einem Design-Detail noch an Autolegenden: In den 1980er Jahren diente Charger als Bezeichnung der Coupé-Version amerikanischer V 8 muscle cars mit schräg abfallenden Fließheck (hier mit Bildern belegt) . Schräg abfallend wie das Oberrohr der Charger E-Bikes.
Das Charger Mountain Pedelec (bis 25km/h) positioniert Riese & Müller als „reinrassiges E-Mountainbike“ mit einem Preis ab 3.499 € (unverbindliche Preisempfehlung). Ausgestattet wurde es mit Shimano Deore XT 11-Gang-Kettenschaltung und der Luftfedergabel Suntour Aion. Hydraulische Shimano Deore Scheibenbremsen sorgen (wie wir aus Erfahrung mit unserem Charger bestätigen können) für Sicherheit auch bei steilen Abfahrten. Als Antrieb dient der Bosch Performance CX Motor. Auf Wunsch kann als Bordcomputer das Nyon Display mit Navigationssystem, und Fitnesstrainer gewählt werden (Aufpreis lt. Website bei 299 €).
Das DualBattery Konzept
Neben der schicken neuen Farbe „Azurblau“ (alternativ: Matt-Schwarz) fallen natürlich die beiden Akkus an Ober- und Unterrohr auf. Das „muscle car“ Konzept der Charger-V 8-Oldtimer wird hier elektrisch interpretiert. DualBattery Technologie nennt das R&M. Beide Akkus können über ein Ladegerät und eine Buchse am Rad gemeinsam geladen werden. Eigentlich eine tolle Sache. Aber ist die Reichweite bei E-Mountainbikes überhaupt ein größeres Problem? Brauchen sportliche E-MTB-ler überhaupt die 1000 Wh Leistung? Das Gewicht und der Schwerpunkt des Rades werden durch den Zweitakku am Oberrohr jedenfalls nachteilig beeinflusst. Ich bin mir nicht ganz sicher, an welche Zielgruppe sich dieses Rad wendet und gespannt, ob sich das Dual-Akku-Konzept in Verbindung mit dem E-MTB durchsetzt.
Sehr sinnvoll erscheint mir die doppelte Ladung dagegen beim Charger GX – dem „LandRover“ von R&M, oder wie es auf der R&M-Website heißt, dem „Offroadtourer“.
Den Charger GX Rohloff mit 14-Gang-Nabenschaltung (unempfindlicher als Kette) stelle ich mir am besten als Expeditions-Bike auf Pisten abseits der Zivilisation vor – quer durch die Mongolei, im Nepal, Marokko … ob es da allerdings Stromanschluss gibt? Ob Solarladegeräte die 1000 Wh schnell genug wieder voll bekommen? Lauter Fragen, die man beim Anblick des Rades am liebsten gleich selbst klären möchte. Das currygelbe Rad weckt bei mir definitiv Fernweh und Abenteuerlust. Für lange Touren werden sinnvollerweise ergonomische Korkgriffe verbaut. Den Charger GX gibt es übrigens auch in einer günstigeren Touring-Version und in zwei S-Pedelec-Varianten.
Vintage-Bike und Rennrad-Style
Zwei weitere Konzepte sahen sehr stimmig aus: Der Cruiser im Retro-Style und der Straßenrenner Roadster.
Der Cruiser lässt vielleicht die Zeit etwas langsamer vergehen. Die Ledertaschen im Vintage-Design und Details wie Leder-Lenkergriffe oder der Ledersattel betonen noch die Manufaktum-Anmutung der „guten alten Zeit“. Eine witzige, etwas schräge Idee: Die an der Federgabel aufgesetzten Reflektoren! Auch sie erinnern an Oldtimer – eher an die der Siebziger allerdings, wie ich finde, nicht an die der Fünfziger wie der Rest des Rades.
Der Roadster nutzt die klassische Geometrie des Rennrads und hebt damit mehr auf Tempo ab. Es gibt ihn als City-Bike und als Touring-Version, und auch in 45km/h- Varianten.
Weitere Eindrücke vom Riese & Müller Stand:
Hier ein paar weitere Eindrücke vom breiten Angebot am Riese & Müller Stand. Interessant der Charger GH mit Karbon-Riemen statt Kette und nuvinci-Schaltung und das Charger mixte, das mit „niedrigem Einstieg, sportliche Optik“ wirbt. „E-Cargo“-Bikes nahmen auch einen großen Raum ein.
Welches Rad kam nun unserem 2016-er Charger Touring im Gulf Racing Design am nähesten? Der Charger Mountain, der Charger Touring, das Delight Mountain oder der Charger GH mit Karbon-Riemen und nuvinci-Schaltung?
Eurobike Winner Award für das Delite GT Touring – Ein Europa Tourer
Vielleicht auch das Touren-e-Bike Delite GT touring mit dem Bosch Doppel-Akku, das die Eurobike Awards Jury mit einem Gewinner-Award ausgezeichnet hat und das Pedelec als „super Tourer, der sich toll über weite Distanzen fahren lässt“ lobt (zur Award-Vergabe Begründung). Das ist das für alle Menschen, deren Reiselust nicht ganz das Expeditions-Niveau erreicht, das vom Charger GX bedient wird, sondern die eher auf befestigten und asphaltierten Wegen quer durch Europa touren möchten.
Andrea und ich müssten ausgiebig Probe fahren, um uns zu entscheiden.Die Auswahl ist jedenfalls durchaus spannend,. Auf das schöne hellblau-orange müssten wir wohl verzichten, aber ich denke, das fiele uns in Anbetracht der 2017er-Räder weniger schwer als gedacht.
Eines muss man Riese & Müller lassen: Bei aller Breite des Angebots findet man immer besondere Räder. Mit pfiffigen Details, interessanten Konzepten und sehr individuell. Wenn man das für sich richtige herausgefunden hat, wird man aufgrund der handwerklichen Qualität und der verbauten hochwertigen Materialien sicher große Freude damit haben. Unser 2016-er Charger Touring ist uns jedenfalls ein guter Begleiter geworden.
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